Freitag, 26. Januar 2018

Monat 4 und 5

Erstmal eine Entschuldigung für die lange Schreibpause - hier der Artikel zu November und Dezember, der Eintrag über die Feiertage sowie den Januar sind aber auch schon in Arbeit.

Der November war relativ unspektakulär, ich war im Theater, zum ersten Mal in Paraguay in einer Disco, aber gerade in der Vorweihnachtszeit ist dann doch relativ viel passiert.

Traditionell beginnt die Weihnachtszeit hier erst am 09.12., manche Familien schmücken aber auch schon vorher ihre Häuser mit bunten Lichtern.

Am 08.12. ist nämlich der Feiertag Día de la Virgen de Caacupé (Tag der heiligen Jungfrau von Caacupé), der abgewartet wird, bevor dann die Weihnachtsvorbereitungen beginnen.

"Ka'a kupe" ist Guaraní und bedeutet soviel wie "hinter dem Baum". Dies geht auf eine Legende zurück, in der ein junger Mann in einem Wald von Jägern verfolgt wird. In seiner Not fleht er die heilige Jungfrau um Hilfe an, die sich hinter einem Baum versteckt hat - nur weil der junge Mann an sie glaubt, kann er sie sehen und sie ihm helfen.
Die Basilica von Caacupé
(Foto: Johanna)
Gerade in meiner Gastfamilie wird dieser Jungfrau eine sehr große Bedeutung beigemessen, insgesamt bedeutet diese Heilige in Paraguay und besonders in der Stadt Caacupé sehr viel. Fast einen Monat vorher mussten wir unsere Besuche in Caacupé, die wir sonst immer mit der Arbeit machen, einstellen, da die Menschenmassen, die sich zu dieser Zeit in der Stadt versammeln, einfach viel zu groß sind, um bis zum Centro Tecnológico zu kommen.
Bereits neun Tage vor dem 08.12. beginnt die novena der Virgen, indem täglich um 07.00 Uhr vor der Basilica in Caacupé eine Messe gelesen wird, die wir zu Hause beim Frühstück im Fernsehen mitverfolgt haben.
Am 08.12. (aufgrund des Menschenandrangs machen viele Leute es aber auch einfach ein paar Tage vor- oder nachher) pilgert man dann traditionell zu Fuß nach Caacupé. Mit vier Mitfreiwilligen haben wir das mitgemacht und es war auf jeden Fall eines der schönsten Erlebnisse meines Freiwilligendienstes bisher. Gestartet sind wir etwa um 00.30 Uhr nachts und sind pünktlich um 07.00 Uhr vor der Kirche angekommen. Tagsüber unterwegs zu sein wäre aufgrund der Sonne und der Temperaturen einfach nicht möglich, allerdings gibt es auch Leute, die das machen. Und obwohl es ziemlich anstrengend war, ist es einfach unglaublich beflügelnd, sich an der Seite von hunderten Menschen auf so einen Weg machen, zu hören, wie Kirchengruppen unterwegs singen, die unzähligen Chipa- und Essensstände am Wegesrand zu sehen und dann zum Sonnenaufgang die Hügel vor Caacupé zu erklimmen. Zum Feiertag wurden sogar extra die Hauptstraßen gesperrt, sodass man den ganzen Weg ganz bequem auf der Straße laufen konnte.

Unterwegs
Foto: Johanna

Angekommen!
(Foto:Thorge)

Man hatte wirklich das Gefühl, die Gesamtbevölkerung Paraguays befand sich an diesem Tag in Caacupé
(Foto: Johanna)


Pünktlich am 09. haben wir dann mit der Familie den Weihnachtsbaum aus Plastik aufgestellt und ganz in weiß und silber, aber mit bunter Lichterkette geschmückt... und den Swimmingpool aufgebaut. Das war definitv das erste Mal in meinem Leben, dass ich diese beiden Sachen am selben Tag gemacht habe.

Árbol de Navidad

Santiago Peña und Mario "Marito" Abdo
(Foto: lanacion.com.py)
Am 19.12. waren die elecciones internas (Präsidentschaftsvorwahlen) der zwei großen Parteien Paraguays. Bei der Colorado-Partei hat sich meine anfängliche Prognose (von der ich aufgrund dessen, was in den Medien berichtet wurde und ich in Gesprächen gehört habe, auch voll überzeugt war, bis dann die Ergebnisse bekannt geworden sind), als falsch herausgestellt. Santiago Peña, der Kandidat des noch-Präsidenten Horacio Cartes, der vor allem von der jungen Bevölkerung unterstützt wurde, hat sich nicht durchgesetzt. Stattdessen gewonnen hat Mario Abdo ("Marito"), der im Vorwahlkampf die konservativere Seite vertreten hat und eher von der älteren Generation unterstützt wurde. Paraguay wurde über dreißig Jahre lang (1954 - 1989) von Alfredo Stroessner in einer Diktatur regiert. Mario Abdo ist der Sohn des ehemaligen Staatssekretärs und damit engstem Vertrauten Stroessners, weshalb unter vielen Abdo-Kritikern die Angst herrscht, Mario Abdo würde als möglicher Präsident die Ideologie seines Vaters wieder durchzusetzen versuchen, was auch dadurch verstärkt wird, dass Abdo sich nie öffentlich von Taten und Ideologie seines Vaters distanziert hat. 
Das Problem ist, dass der Kandidat der Liberalen auch keine vernünftige Alternative darstellt. Zwar vertritt er eine andere Grundeinstellung, steht aber immernoch keine zufriedenstellende Übersicht gegeben, was er als Präsident denn wirklich verändern würde.  
Im April wird dann gewählt - es bleibt also spannend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen